Session 4 – Über den Greifenpass

Session 4 – Über den Greifenpass

Session #4  – Tancreds Gedanken im Schnee

Meine Güte, ist mir kalt. Mir klappern die Zähne, stehe ich nur mit meiner doofen Robe und einer blöden Kristallkugel bekleidet hier draußen im Schnee. Scheinbar hatte ich mal wieder den richtigen Riecher und die magische Kugel in Stoff zu hüllen und von der armen alten Dame wegzubringen, war der richtige Weg um den Zauber, der sie nicht schlafen lässt, von ihr zu nehmen. Sonst hätte mich sicher einer meiner Begleiter wieder reingerufen, oder!?

Da ich außer zu frieren gerade nichts zu tun habe, frage ich mich, wie ich überhaupt an diesen Punkt in meinem Leben gelangt bin!?

Nach den Ereignissen im Turm von Domaris verbrachten wir den Abend in der Herberge der Koschwacht. Siehe da: Aldo, der abergläubische Knopfhändler gesellte sich im Gastraum zu uns. Meine Weggefährten haben wie immer freundlich, offenherzig und empathisch reagiert, den guten zu uns an den Tisch eingeladen und sich um ihn gekümmert. Zumindest ist das mein Eindruck, denn ich kam durch das Gespräch mit Domaris etwas verspätet an. Da saß er schon bei uns. Ein Bauer, der sich als Gebherdt vorstellt, setzt sich zu uns und fragt mich allen Ernstes, ob es stimme, dass die Nacht mit einem Magier das Leben um zehn Jahre verlängere … was für ein Narr. Früher hätte ich so einen Einfaltspinsel sicher nach allen Regeln der Kunst ausgenommen, aber bei Phex, die Worte der Muhme hängen mir nach, ein bisschen Rechtschaffenheit hat noch keinem norbardischen Scharlatan geschadet. Was denke ich denn da für ein Zeug!? Jetzt bin aber ich der Narr. Ich lasse ihm seinen kleinen Trick den besten Wein auf Kosten Aldos zu bestellen durchgehen und begleiche später die Rechnung. Der Krug kommt mir nämlich gerade Recht und ich hätte sowieso noch einen bestellt, so kann ich das aber bestens verschleiern und Aldo steht auch noch in meiner Schuld. Mal wieder trinkt keiner mit mir und so wird der gute Wein im Krug mein Getränk für die Nacht.

Ohuuu ja, die schmerzliche Erinnerung an den Brummschädel kommt wieder zurück. Aber in dieser Eiseskälte sind auch die letzten Nachwehen verflogen. Wenn ich jetzt noch zittere, dann höchstens wegen der Temperatur. Was machen die denn da drin!? Helfen sie jetzt der Alten oder was? Es könnte mir doch ruhig mal jemand sagen was jetzt gerade vor sich geht.
Ich muss pinkeln. Aber wenn sie den gelben Schnee sehen, kann ich ja wohl schlecht sagen, dass gerade eine Gruppe Wanderer vorbeigekommen sei und davon einer direkt neben mich gepinkelt hat. Vielleicht, wenn ich rückwärts laufend bis zum Aufstieg zurück gehe und dann ganz viele Fußspuren mache. Ach Quatsch, es kommt sicher gleich jemand raus.
Wo war ich? Ah ja, der Brummschädel. Janus hatte einen wilden Traum von einem Turm vor dem er heldenhaft stirbt. Ich glaube das liegt an dem Metall auf seinem Kopf, wer träumt denn sowas wenn er sein Hirn nicht mit Metall vergiftet hat? Jedenfalls scheint der Turm aus seinem Traum dem von Domaris extrem zu ähneln, was wiederum Aldo dazu bringt sich zu fürchten. Das Frühstück läuft also richtig gut. Noch besser wird es als wir wie vereinbart wieder zu Domaris gehen, sich alle wundern, dass Aldo uns folgt und wir Kaukau kennenlernen. Ein braunes Pulver, eingerührt in Milch. Köstlich! Sie überreicht uns einen Beutel dieses wunderbaren Getränkes. Was Domaris allerdings beim Überfall überreichen an das Biest Sintelfink übergeben sollte, war das Buch namens “Historische Koschchronik” und wie sich herrausstellte hatte der Magier Al Gorton mehrere Domizile im Kosch. Interessant.

Das Einzige was nun bleibt ist der Fährte weiter Richtung Dunkelhain zu folgen. Domaris hat dort eine kräuterkundige Freundin namens Jana. Vielleicht kann sie uns auf der Suche nach Balthusius weiterhelfen. Es scheint ihr wirklich etwas am Gelingen unserer Mission gelegen zu sein, denn sie stattet uns mit einem Heiltrank und einem Waffenbalsam aus. Bei der Verabschiedung ereignet sich noch etwas Seltsames: Die Dienerin scheint fließend elfisch zu sprechen.

Der Weg war müßig, voller Schnee und kalt. So wie mir gerade. Unterwegs fanden wir einen entkleideten Thorwaler, allem Anschein nach erschlagen. Ich weiß ja nicht warum das so ist, aber in all den Jahren unterwegs mit der Sippe bin ich noch nicht so viel Gewalt auf den Straßen des Mittelreichs begegnet wie in den letzten zwei Wochen. Als ob er meine Gedanken gehört hätte, verliert Aldo die Fassung und schlägt auf den toten Thorwaler ein wie ein Wahnsinniger. Janus stoppt ihn und der Leichnam wird mit viel Tamtam und Geweihe in einem Steingrab bestattet. Ich gieße eine ganze Flasche Premer Feuer drauf, irgendwie muss ich ja für die Sauferei vom gestrigen Abend Buße tun.

Lafadiel entdeckt eine Blutspur im Schnee. Der wir natürlich folgen, ist ja klar. Wir sind schließlich Gesandte des Grafen zu Gratenfels! Ich würde ja lieber bei meinem Gespann bleiben, aber ich will auch nicht wie der Verlierer zurückbleiben. Selbst Aldo geht mit. Die Spur führt uns zu einer Hölle. Lafadiel geht rein und begegnet einem Ork mit seinem verletzten Begleiter. Dieser erzählt etwas von einer mächtigen Magierin hier im Süden, die sie angeblich suchten. In einem ungeahnten Ausbruch von Emotion greift Lafadiel den gesunden Ork an. Scheinbar mögen Elfen Orks überhaupt nicht, so jedenfalls habe ich die Gute noch nicht erlebt. Der Ork scheint sich gar nicht richtig wehren zu wollen und schlägt erst nach einigem Zögern zurück. Die Situation ist richtig ekelhaft, Lafadiel kämpft alleine und keiner unserer Haudraufs reagiert. Janus hatte den Orks zwar vorher noch angeboten sie in Frieden zu lassen, aber jetzt muss man sich entscheiden und zeigen zu welcher Seite man gehört. In dieser Situation ließ ich mich nicht Lumpen und nahm all meinen Mut zusammen: “Jetzt tu’ doch einer was!”, schrie ich so laut ich konnte.
Und siehe da Garalor und Janus griffen auf Seiten Lafadiels ein, die aber in der Zwischenzeit den Schwertarm des Orks schon abgehackt und ihn kampfunfähig gemacht hatte. Das ganze unschöne Kapitel wurde dann von Garalor gekrönt, indem er den beiden Orks mit seinem Speer den Todesstoß gab. Sollte es jemals eine Chronik unserer Abenteuer geben, ich hoffe diese Episode wird gestrichen. Das einzige was wir richtig machen, ist die Kiste mit Premer Feuer zu retten und mitzunehmen. Wäre doch schade um das gute Zeug, wenn es hier in dieser Höhle im Sommer wegdiffundieren würde. Am Ende betritt jemand die Höhle mit einer Fackel und es käme zu einer Explosion! Unverantwortlich.

Meine Freunde schieben den Karren mit mir darauf (einer muss ja lenken) über die verschneite Bergstraße und wir kommen schließlich in Dunkelheim an. Von weitem sah man schon das alles festlich geschmückt war, im Ort selber erfahren wir dann, dass eine Hochzeit ansteht. Mein bisheriger Eindruck des Koschs wird auch hier wieder bestätigt, so werden wir (wahrscheinlich wegen Lafadiel) gemieden wo es nur geht, selbst der Gastwirt will sich unserer nicht annehmen. Janus schreitet ein und zieht seine ganze Nummer von wegen ehrenvoller Ordensbruder und so ab, was tatsächlich Wirkung zeigt. Die Frau des Wirtes scheint vernünftiger zu sein und entschuldigt sich bei uns für das Gebahren ihres Mannes. Nachdem wir ihr unser Anliegen vortrugen, verwies sie uns an den Traviatempel. Doch der gute Herr dort kann uns auch nicht helfen Jana zu finden. Lafadiel betritt den Krämerladen und erfärht wenigstens, dass Jana einmal im Monat auftaucht, um Vorräte zu kaufen. Immerhin. Wahrscheinlich wird sie in den nächsten Tagen, nach der Hochzeit, auftauchen.
Amalia bemerkt draußen unterdessen eine Eule, die uns zu beobachten scheint. Wir erinnern uns alle, dass die Gastwirtin Jolinde Janas Tier erwähnte: Eine Eule.

Um uns aufzuwärmen, kehrten wir zurück ins Gasthaus. Ein großer Krug Ziegenmilch, dem Garalor nur widerwillig das Kaukau-Pulver hinzufügt, hebt die Stimmung merklich. Also zumindest meine. Ratlos wie wir Jana finden sollen, bleiben wir dennoch.

Jolinde, die Gastwirtin fragt um Rat was ihren Blumestrauß für die Hochzeit von Ankjel und Aife angeht. Gerade als wir reinkamen, war die Brautmutter da und erkundigte sich nach den Blumen. Als Lafadiel anfängt den Blumenstrauß umzustecken, wird es Janus zu viel. Er geht raus und dort sitzt die Eule auf dem Schild der Gaststätte. Clever und intuitiv, wie mein guter Freund Janus eben ist, fragt er die Eule, wo ihre Herrin sei, denn wir bräuchten ihre Hilfe. Ganz wie von ihm erwartet, antwortet die Eule: “Folgt mir.” und wir folgen ihr.

Die kleine Episode wie Lafadiel und ich den verschneiten Anstieg nicht hochkamen, will ich hier nicht weiter ausführen. Jedenfalls flog die Eule in diese windschiefe Hütte, vor der ich stand. Und aus der hoffentlich gleich jemand rauskommt und mich reinholt. In der windschiefen Hütte fanden wir nämlich eine alte Frau auf ihrem Bettlager, sie schwitzte und wand sich. Sie schien einen Albtraum mit offenen Augen zu haben. Wie sich rausstellt kann sie einfach nicht mehr einschlafen. Mit meinem neu erlernten Zaubespruch aus dem Buch, welches ich im Labor von Retun Gork fand, identifizierte ich die magischen Gegenstände im Raum. Zu aller Erstaunen, auch seinem eigenen, war Aldo neben Kessel, Besen und Kristallkugel ebenfalls magisch. Wusste er scheinbar nicht oder er tut zumindest überzeugend überrascht.
Und nun, endlich, komme ich an den Punkt, weshalb ich hier im Schnee stehe, alleine und frierend: Ich vermutete, dass die Kugel eine Art Fokus ist für diesen Zauber, der die Alte nicht schlafen lässt, trug sie raus, damit sie sich nicht mehr im Wirkungsbereich befindet. Mir ist jetzt gleich auch egal, ob es was gebracht hat oder nicht, denn mir ist verdammt kalt. Dann geh ich eben rein und die Alte wird wieder wach, wenn ich komme. Soll ein anderer dann die Kugel nehmen und sich raus stellen. Ist mir jetzt echt egal, ich gehe wieder rein.

– Garalor braut Schlaftrank, hilft nur für einen Augenblick.
– Aldo kümmert sich aufreizend um die alte Dame, bringt aber auch nichts.
– Janus spricht ein Schlafgebet und schläft dabei selber ein. Als er wieder erwacht, steht er auf und liest zielstrebig im Buch “Die Mär’ vom Zauberstein”. So wie es aussieht müssen wir in die Feenwelt und dazu brauchen wir einen Brautstrauß, Bergkristall, 7 Tropfen Morgentau.

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