Warten auf Phileasson und die Süßigkeiten für Gdar, damit uns die Yetis zu den Donnerwanderern
führen und bei deren Wächtern ein gutes Wort für uns einlegen. Ruschma und Grimdor sind die Jäger
der gastgebenden Yeti-Sippe, sie kämen dann wahrscheinlich mit uns. Da mein Yeti mittlerweile ziemlich
gut ist, mache ich mir eigentlich keine Gedanken, dass irgendwas schief gehen könnte.
Während Thorgal und ich uns unseren Büchern widmen, vertreiben sich die anderen die Wartezeit ganz
unterschiedlich. Zum Beispiel versucht sich Janus als Gwen-Petryl-Stein-Geologe und Amalia skizziert
so viel, dass ihr Kohlestift am Abend nur noch ein Stummelchen ist.
Am zweiten Tag der Warterei im Yeti-Land treffen Phileasson und der Tross am vereinbarten Treffpunkt
ein. Wir lassen den Großteil der Mannschaft am Fuße des Berges zurück, um eine Konfrontation mit
unseren zotteligen Gastgebern so gut wie möglich zu vermeiden. Man kann immer noch nicht sagen,
dass der größte Teil der Yeti-Sippe uns wohlgesonnen wäre. Ich glaube im Moment bewahrt uns nur die
Aussicht auf Süßes vor ihrem verständlichen Zorn auf die Menschen. Verdammter Beorn, soll ihn der
Namenlose auf dem Donnerbalken heimsuchen.
Eine kleine Abordnung folgt uns ins Yeti-Dorf, wo Phileasson relativ zügig die Verhandlungen mit
Häuptling Gdar aufnimmt. Mouddagalandl ist als Übersetzerin dabei.
Tja … und dann warten wir schon wieder. Inu und Janus vertreiben sich die Zeit mit einer Rauschkraut-
Pfeife, aus dem Zelt sind immer mal wieder Schreie zu hören und nach einigen Stunden kommt
Phileasson sichtlich erschöpft heraus. Im Endeffekt waren die Verhandlungen erfolgreich. Doch
Phileasson ist nicht nur die Trockenfrüchte losgeworden, sondern auch den gesamten Vorrat an Alkohol.
Das ist natürlich ein schwerer Schlag für die Thorwaler … und mich vielleicht auch ein bisschen. Wie er
ihnen das verkaufen wird, bleibt fraglich. Vielleicht muss ich ja Wasser mit dem Geschmack von Premer
Feuer versehen oder so was. Das ist ein weiteres Problem für Zukunfts-Tancred, obwohl Zukunfts-
Tancred schon ziemlich viele Probleme hat.
Nakila wird Galantel vorgestellt und während die beiden sich zurückziehen, um mehr über den Geist zu
erfahren, stehen wir im Kreis herum … und warten wieder.
Ich erinnere mich aber an die Eiszapfen, denen ich den Geschmack von Yetiländer Steinhonig verliehen
hatte, um Gdar schon vor Phileassons Ankunft zu überzeugen. Doch meine Kameraden haben mich
sabotiert und mir verboten die Verhandlungen damit erfolgreich zu Ende zu bringen.
Ich hole die Eiszapfen und verteile sie in unserer Runde, was Lafadiel zu einer lustigen Wette veranlasst,
wer die Eiszapfen schneller lutschen könne. Spaßeshalber überlegen wir uns Methoden wie wir den
Geist aus Nakilas Körper vertreiben könnten.
Als die beiden wieder auftauchen wirkt Nakila müde. Die Zwiesprache mit ihrer Bewohnerin kostet viel
Kraft. Lustigerweise will auch der Geist zum Himmelsturm. Irgendwas erzählten sie noch von Pardona,
der Hohepriesterin des Namenlosen Gottes, die Ometheon und die Elfen verraten habe. Ich höre aber
nur halbherzig zu, weil meine Lippen am Eiszapfen festgefroren sind. Nun versuche ich ihn irgendwie
wieder zu lösen, ohne dass die anderen es merken. Die Geistin in Nakila hätte wohl ein anderes
Verständnis von Leben und Tod, da zu ihrer Zeit die Magie viel mächtiger war und damit die Grenze
nicht so ganz klar gezogen werden konnte. Ha! Janus Gesicht solltet ihr sehen als er das hört. Als ich
gerade über ihn lachen will und meine Mundwinkel nach oben ziehe, reißen meine Lippen ein Stück auf.
Aua.
Ansonsten erfahren wir nichts Neues. Dass wir die Tränen Nurtis zum Betreten des Turms brauchen war
bekannt.
Am nächsten Tag geht es endlich los und wir brechen Richtung Tal der Donnerwanderer auf. Am ersten
besonderen Geländepunkt, einem warmen Wasserfall, will Lafadiel baden gehen. Man kann diese Elfe
nur bewundern, sie zieht ihr Ding einfach durch und ist dabei so zielstrebig wie Granit aus der Nordmark
hart.
Etwas weiter finden wir zwei zurückgelassene Eissegler Beorns. Der Hund war wohl schon vor uns da.
Das kann ja heiter werden. Obwohl mein Yeti ziemlich gut ist, mache ich mir jetzt doch ein bisschen
Gedanken wie die Hüter der Donnerwanderer auf uns reagieren. Wenn sie vorher schon Kontakt mit
Beorn und seinen Männern hatten, die ja bekannterweise nicht gerade zu Rotschweifs Rudel gehören
(das Sprichwort habe ich von Groted gelernt).
Wieder etwas weiter, am Fuße eines Gletschers, öffnet sich ein von Schmelzwasser geschaffener
Tunnel. Wie erstarrtes Wasser sieht die Wand aus. Wo es das Licht noch schafft durchzuscheinen, ist
alles blau erleuchtet, eine wahres Naturschauspiel. Ich präge mir den Anblick gut ein, vielleicht lässt er
sich einmal in eine Illusion einweben.
Nach ein paar Schritten im Tunnel wird es schnell dämmrig und dann dunkel. Wenn man sich den
Gletscher anschaut und annimmt der Tunnel reichte bis zu seinem Ende irgendwo hoch oben im
Gebirge, wäre er sicherlich fünf Meilen lang. Nur von den Zwölfen verlassene würden diesen Schacht
betreten.
Gespannt wende ich mich um, um zu sehen wo und wie uns Ruschma und Grimdor um den Gletscher
führen. Doch die beiden stapfen einfach rein, winken und bedeuten uns wir sollten ihnen folgen. Die sind
doch vom Namenlosen besessen. Auch Cyrill hat scheinbar weiche Knie und betritt überraschend
unsouverän die Öffnung, die uns mit ihrem fantastisch anmutenden blauen Licht empfängt.
Ein gutes Stück im Tunnel bekommt es auch Inu mit der Angst zu tun, obwohl wir gut voran kommen.
Nachdem er ein beruhigendes Pfeifchen durchgezogen hat, geht es wieder weiter. In einer großen Halle
voller riesiger Eiszapfen, in der wir uns ganz ruhig verhalten, sehe ich wie Thorgal ganz heimlich einen
Eiszapfen probiert und ihn ableckt. Ihm scheint der Yetiländer Steinhonig gut geschmeckt zu haben.
In dem Moment springt Lafadiel zur Seite und wird von einem herabfallenden Eiszapfen nur knapp
verfehlt. Ihre scharfen Sinne haben sie glücklichereise davor bewahrt, bei Mokoschka.
Hinter der nächsten Biegung riecht die Luft etwas nach Ei, fast schwefelig und der Boden vibriert leicht.
Auch wird die Luft wärmer.
Eine Feuergrube kommt in unser Sichtfeld und der gute Inu hat wohl zu viel Rauschkraut durchgezogen,
denn die Angst vor der Enge ist nun dem Aberglauben gewichen. Zeit für eine Pfeife lassen wir ihm
nicht. Keiner möchte wissen wann die Feuergrube ihre blubbernde, glühende Schlacke nach oben
entlässt. Denn die Vibration kündigt scheinbar einen Ausbruch an. So beeilen wir uns und nach einem
letzten, kraftraubenden Stück durch den immer enger werdenden Tunnel, fällt endlich wieder natürliches
Licht von vorne ein.
Gegen die Öffnung zeichnet sich Ruschmas Silhouette ab. Stolz zeigt er auf etwas, das ich noch nicht
sehen kann. Als ich mit den anderen ankomme und wir dicht gedrängt am Ausgang des Tunnels stehen,
sehe ich es dann schließlich auch: Ein ausgedehntes Tal, voller Grün, wildem Bewuchs, schäumenden
Geysiren und in der Mitte einem riesigen See. Die Luft ist verhältnismäßig warm. Ich schätze mal das ist
das Tal der Donnerwanderer.