Session 28 – Die vereiste Kogge
Nachdem Janus in einem praktischen Experiment herausgefunden hat, dass die Eisigel gefährlich sind,
sendet er Shaya eine warnende Botschaft über den exklusiven Geweihtenkanal. Ich wüsste gerne mal
was für schmutzige Dinge da so ausgetauscht werden. Wahrscheinlich hoffen alle die ganze Zeit auf
Botschaften der Rahja-Geweihten.
Die von uns entdeckte vereiste Kogge löst bei Lafadiel Beklemmung aus und das zurecht: In der
Takelage hängt ein Toter. Mal wieder entspinnt sich eine Diskussion. Die einen möchten die Kogge links
liegen lassen, die anderen wollen sie inspizieren. Außer Nakila, Cyrill und mir erklimmen alle anderen
das Schiff. Mühselig kämpfen sie sich an den vereisten Planken empor und verschwinden dann über die
Reling aus unserem Sichtfeld.
Da stehen wir nun zu dritt in dieser Eiswüste vor der Kogge, der kalte Wind pfeift uns um die Ohren und
blinzelnd blicken wir unseren Kameraden hinterher. Ich starre weiter nach oben und warte, dass was
passiert. Nach einer Weile drehe ich mich nach rechts, um zu Cyrill und Nakila etwas zu sagen, da sehe
ich eine weibliche, durchschimmernde Gestalt mit spitzen Ohren. Sie steht hinter Nakila und bedeutet
mir näher zu kommen. Scheinbar stumm, teilt sie sich nur durch Gesten mit. Ich versuche unbeholfen
Buchstaben in den Schnee zu malen auf die sie deuten könnte, um sich auszudrücken. Als die
Geisterfrau ihre Hand ausstreckt hält Nakila mich davon ab sie zu ergreifen … und tut es dann selbst!?
Im gleichen Augenblick verschwindet die Erscheinung und das Tosen des Windes kehrt zurück. Hab gar
nicht gemerkt, dass es die ganze Zeit nicht zu hören war.
Unsere mutigen bzw. lebensmüden Kundschafter kehren zurück und berichten von ausgetrockneten,
schwarzgefrorenen Leichen die überall herumliegen. Thorgal analysiert derweil Nakila und entdeckt zwei
Quellen der Magie in ihr, eine Alte in ihrem Herzen und eine Ungerichtete. Nakila ist magisch begabt?
Seit wann das denn? Der in sie gefahrene Geist ist eine weibliche Elfe, dämonischer Natur und versucht
in ihrem Seelengefäß Platz zu finden. Das Probem: Ihre eigene Seele ist da schon drin und für beide ist
nicht genug Platz.
Am Steuer der Kogge wird eine weitere magische Quelle ausgemacht. Es ist der steifgefrorene Kapitän.
Der sieht ebenfalls aus wie eine Vanilleschote aus dem Süden Aventuriens, bloß mit Frostüberzug.
Blinzeln kann er noch und so wird er mit Fragen bombardiert bis die Augenlider geschmeidiger sind als
die Handinnenflächen einer adligen Jungfer aus Gareth. Er hat mit dem Geist ebenfalls Bekanntschaft
gemacht und dieser sei für den Tod aller verantwortlich.
Janus rät Nakila den Eindringling mit ihren Gedanken und einer Anstrengung ihres Willens zu vertreiben.
Kaum setzt sie eine konzentrierte Miene auf, schon wird sie für kurze Zeit ohnmächtig.
Als sie wieder zu sich kommt und von uns gestützt wird, berichtet sie, dass sie Gier, Hunger oder
Traurigkeit empfindet, je nachdem wen von uns sie berührt.
Wieder zurück zu Kapitän Blinz-A-Lot. Cyrill schneidet ihn los, doch der Seemann bleibt in Position wie
ein gefrorenes Tuch über der Wäscheleine. Seinem Blinzeln entnehmen wir, dass er gerne aus diesem
Schlamassel befreit und von seinem Dasein erlöst werden möchte. Als Nakila sich nach vorne beugt und
ihm einen Kuss auf die Stirn gibt (wie auch immer sie auf die Idee kommt), zerbröselt der Kapitän und
wird vom schneidenden Wind zunächst über das Deck der Kogge und dann quer über das Yeti-Land
verteilt. Nakila hat sich dadurch irgendwie verändert, das spüren wir alle und Fay läuft sogar mit
eingezogenem Schwanz vor ihr weg. Der Geist in Nakila scheint eine Art Todesfee zu sein, die Männern
ihre Lebenskraft abzieht. Jetzt bin ich aber froh, dass ich den Geist nicht berührt habe.
Die Sonne beginnt langsam unterzugehen. Nach diesen haarsträubenden Ereignissen und ohne neue
Erkenntnisse über den weiteren Weg beschließen wir zurückzufahren. Nach kurzer Zeit kommen wir
wieder an dem Eisigelfeld vorbei, doch statt daran vorbeizufahren, halten wir an und steigen aus.
Keine zehn Dukaten bringen mich dazu mich dem Feld zu nähern, zumal ich gerade ganz bequem sitze.
Das Eisigelfeld soll aber unbedingt zerstört werden. Lafadiel oder Amalia (ich konnte es nicht ganz
genau sehen) schießt mit dem Bogen in die Ansammlung dieser explodierenden Ungetüme, um eine
Kaskade der Zerstörung auszulösen. Der Pfeil zeigt allerdings keine Wirkung.
Und jetzt, werter Leser, passiert etwas ganz besonders Hirnloses an dem ich ausnahmsweise nicht
beteiligt oder schuldig bin. Das ist doch mal was.
Alle bis auf Cyrill betreten das Feld und laufen zwischen die Eisigel. Ich kann meinen Augen kaum
trauen, mühe mich vom Eissegler und stelle mich neben Cyrill der dem Treiben genauso ungläubig
zusieht wie ich. Mitten im Feld bleiben Thorgal und Nakila plötzlich stehen. Im nächsten Moment wendet
sich Nakila um und fängt an zu rennen. Das Unvermeidliche passiert: Es gibt eine Explosion. Alle
werden von Splittern getroffen, Thorgal erwischt es dabei ganz besonders heftig.
Das Chaos vergeht so schnell wie es ausbrach und ein Moment der Stille legt sich über die Szenerie,
während das Echo der Detonation (oder Detonationen) grollend über das Yeti-Land rollt. Mit offenem
Mund starre ich vor mich hin, als sich eine Hand mit einer Flasche Premer Feuer in mein Sichtfeld
schiebt. Davon kann ich jetzt einen großen Schluck gebrauchen.