Session #22 – Ankunft in Thorwal
Der Tag begann mit einer schönen Überraschung. Während wir zwischen Salza und Salzerhaven umherirren, manche sich gegen die Kälte mit Aunaraks ausstatten (wer erfindet solche Wörter?), taucht eine schwanzwedelnde Wölfin aus einer Gasse auf, die wir sofort wiedererkennen: Fay.
Ganz aufgeregt fordert sie uns mit Stupsern ihrer Schnauze und ungeduldigem Voranlaufen, Zurückblicken und Fiepen auf, ihr zu folgen. Nach drei Biegungen der Gasse steht Nakila da. Die Stimmung bleibt zunächst etwas unterkühlt, hat sie uns doch beim Kampf gegen den falschen Praetor des Tempel des Schwarzen Lichts verlassen.
Sie versichtert uns aber glaubwürdig, dass ihre Abwesenheit nicht freiwilliger Natur war und so kommt Wiedersehensfreude auf.
Beim Verlassen des Tempels wurde sie von der Stadtwache gefangen genommen und ihr die Geschichte mit dem falschen Praetor, der gerade bekämpft wird, nicht geglaubt. So verbrachte sie einige Zeit im Kittchen, verpasste unsere Abreise und versuchte seither uns zu finden. Sogleich luden wir sie ein mit uns an Bord der „Wolframpe“ zu kommen und nach Thorwal zu reisen.
Auf dem Rückweg zum Schiff stelle ich mir vor, wie ich es mir den Rest der Reise im zusammengerollten Tau des Ankers gemütlich machen würde, als mich der stechende Blick Swafniras traf und ihr Finger sich in meine Richtung reckt. All meine Versuche so zu tun als könne ich nie im Leben gemeint sein scheitern und so werde ich zum Schrubben des Decks verdonnert. Beim nächsten mal muss ich geschickter nichts tun.
Cyrill entdeckt Dank Torgal, dass sein Ring Licht machen kann und er somit auch in die Riege der mächtigen Zauberer aufsteigt und ehe man sich versieht, ist die Fahrt zu Ende und wir erreichen gegen Mitternacht Thorwal.
Die Stadt selbst liegt unter einer Zwingfeste, besteht aus klassichen Langhäusern und den Gebäuden der Einwanderer, die sich in der freien Stadt niedergelassen habe. Im Hafen liegen zu dieser Jahreszeit kaum Schiffe und so folgen wir einem Kanal Richtung Winterhafen.
Wir betreten wieder festen Boden und sammeln uns in einem der Langhäuser in das Raluff uns einlädt.Swafnira wirkte schon die ganze Fahrt über missmutig und niedergeschlagen. Als ich sie aufmuntern will, erfahre ich, dass sie nicht glaubt eine würdige Hetfrau zu sein, die Verluste in der Dämonenbrache zu groß waren und die Beute zu klein. Und dass sie mit dem Gedanken spielt ihre Ottajaska wieder aufzulösen.
Bei Mokoschka! Das kommt gar nicht in die Tüte! Sippen löst man nicht einfach auf! Also biete ich meine Hilfe beim Sprechen vor dem großen Rat heute Abend an und ehe ich es mich versehe hat sie eingeschlagen und ich bin ihr Skalde. So kann es gehen.
Der verehrte Leser denkt sich den Blick von Janus, der dieser Unterhaltung und meinen Ausführungen gelauscht hat. Mittlerweile sollte man einen Eindruck von ihm bekommen haben.
Während ich an meiner Rede feile, kommt Lafadiel in die Bredouille, da sie keine Lust mehr auf Hirsebrei hat und ihr die Zwölfe beim Angeln nicht hold waren. Da greift sie zur Notration, was die Thorwaler erzürnt, woraufhin sie zum Fleischhändler geht und dort über den Tische gezogen worden wäre, hätte Amalia ihr nicht geholfen. Ich war zwar nicht dabei, aber Amalia hat natürlich vom Besten gelernt wie man sich auf dem Markt zu verhalten hat (Anm. d. Red.: Von mir.)
Nachdem meine Rede einigermaßen fertig ist, bleibt uns noch einige Zeit bis zum großen Fest. So frage ich Raluff nach dem nächsten Bordell, um endlich mein Gemälde der zwei sich liebenden Thorwaler zu verhökern. Cyrill geht mit und darf zum Dank das Bild tragen. Er erweist sich aber auch in den Verhandlungen als geschickt, wenn es um das präsentieren des Bildes und das Einschüchtern des Gegenübers geht. Am Ende verlassen wir den völlig ahnungslosen Bordellbesitzer und haben ihn um neun Dukaten erleichtert. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht was dieses Bild wirklich Wert gewesen wäre, da ich auch absolut keine Ahnung von Kunst habe. Seis drum, neun Dukaten sind mir recht.
Im gegenüberliegenden Gasthaus haben Amalia und Lafadiel ein Bad genommen. Wir folgen der früher ausgesprochenen Einladung der beiden sie zu begleiten und jegliche Hoffnungen auf einen schönen Anblick werden im Keim erstickt. Es gibt nur einen Zuber und schneller als der Stadtbüttel erlaubt ist Cyrill entkleidet und sitzt drin, um sich ebenfalls zu waschen. Da ich nicht als Weichei dastehen will, folge ich seinem Beispiel und sitze nun an den Rand gequetscht und peinlich berührt mit einem Legionär im warmen Wasser. Ganz toll. So habe ich mir das vorgestellt.
Irgendwann drückt mich Cyrill auch noch nach vorne, um seinen Ellenbogen auf meinem Rücken abzustützen und Amalia das Armdrücken vorzumachen. Sie gehen eine Wette ein, den genauen Inhalt habe ich nicht verstanden, da bei den hitzigen Verhandlungen über das Reglement mein Kopf immer wieder kurz unter Wasser getaucht wird.
Auf dem Rückweg zum Langhaus bekommen wir noch kurz Streit mit den hiesigen Anwohnern als ich unbedachter Weise im Gespräch mit Cyrill Walbein als Ersatz für beim Iman ausgeschlagene Zähne erwähne. Und ratet mal was die Hauptgottheit der Thorwaler ist. Na? Kommt ihr nie drauf.
Je näher das Stündchen kommt, um auf den Tisch zu steigen und die Fürsprache in Swafniras Namen zu halten, desto aufgeregter werde ich. Auch wenn ich seit langem schon Schausteller bin, bin ich nicht vor Lampenfieber gefeiht. Irgendwo muss meine Neigung zum übermäßigen Alkoholkonsum ja hekommen.
Als wir aufbrechen, schlottern mir die Knie. Doch dann nimmt mich mein Freund Janus zur Seite und sagt mir, dass ich die Wahrheit auf jede Art und in dem Maße verbiegen will, wie ich es will. Schließlich seien das die lokalen Gegebenheiten. Jedenfalls habe ich ihn so verstanden. Dass mir mein bester Freund den Rücken stärkt, gibt mir Mut und Zuversicht.
Auf dem Weg zur Halla treffen wir den Skalden Ohm Follker und zwei Traviageweihte, die Raluff bekannt sind. Die Halla präsentiert sich beim Betreten bereits ganz gut gefüllt, ein paar Plätze sind aber noch frei. Ich will erst sprechen, wenn die Bude brechend voll ist. Während wir gemeinsam am Tisch sitzen, plaudern und trinken (ich trinke vor allem), setzt sich eine tulamidische Magierin mit einem Jüngling dazu.
Dann geht alles rasend schnell. Man bedeutet mir, dass jetzt ein guter Zeitpunkt sei die Rede zu halten und so nehme ich einen letzten Schluck und stelle mich auf den Tisch.
Falls ich dachte, dass alleine das schoon reicht, um mir Aufmerksamkeit zu schenken, habe ich mich getäuscht. Kein Thorwaler reagiert. Zum Glück habe ich meine Sippenbrüder und -schwestern, die durch lautes Rufen, klatschen und Humpenschlagen auf unseren Tisch aufmerksam machen. Die Blicke richten sich auf mich und ich halte die Rede im Namen Swafniras, die ihr und ihren Crewmitgliedern gebührt. Als ich ende, tobt das Zelt. Ich werde weitergereicht, muss hier und da ein Bier trinken und meine Schultern schmerzen von den vielen Klopfern.
Der Abend geht so weiter und dann betritt Phileasson Foggwulf die Halla und erzählt die Geschichte seiner Seeadler, wie sie im Güldenland waren und gegen ein Seemonster kämpften. Dem wird von Kapitän Beorn, dem Blender, lautstark und in einer Gegenrede widersprochen. Es kommt fast zu Handgreifliehckeiten zwischen den Crews, hätte sich nicht Hetfrau Garhelt eingemischt und so entsteht unter Einbeziehung der Spektaibilität und auf unaussprechlichem Kauderwelsch verhandelt, scheinbar eine Wettfahrt. Segeln sollen sie und fern der Heimat zwölf Herausforderungen bestehen, ein Schiff beschaffen, ausrüsten und eine Mannschaft anheuern, dabei darf kein Mitglied der eigenen Besatzung zu dieser Mannschaft zählen. Und wer nach dieser Umseglung der bekannten Welt, der erste ist, der wieder heimkehrt, soll sich „König der Meere“ nennen dürfen.
Was für ein spannender Abend. Ich frage mich wer sich zu solch einem Unsinn hinreißen lässt.