Session 21 – Auf See mit den Thorwalern
Von Gareth brechen wir Richtung Westen auf. Am Tor werden wir Zeuge einer korgefälligen Diskussion:
betrunkener Raluff gegen Torwache. Scheinbar wollte der Wachmann eine Flasche Premer Feuer
konfiszieren und daraus wurde unter den Augen und Rufen der anderen Gardisten ein Zweikampf
(einige der Umstehenden wetten sogar), den der riesige Thorwaler eindeutig für sich entscheidet.
Unter diesem guten Omen geht es in unserer um die Thorwaler erweiterten Gruppe, gen Gratenfels.
Nach acht Tagen in heftigem Schneefall erreichen wir unser Ziel. Ausgefroren steuern wir das Stadttor
an.
Nun will ich von meiner Auszeichnung als Ehrenbürger Gebrauch machen und einfahren, wie es sich für
einen Würdenträger meines Ranges gebührt … doch die Wachen lachen nur über meine
Ehrenbürgerurkunde, zeigen selbst ihre Urkunde, manche sogar zwei davon vor und wollen allen ernstes
Münzen von mir, um die Stadt zu betreten.
Der Köhler soll sie holen, zum Boron sollen sie sich scheren! Keinen Heller rücke ich heraus und fahre
trotz Protest der Wachen einfach weiter in die Stadt.
Einer der Wachleute bleibt besonders hartnäckig und läuft mir nach. Widerwillig und erst als ich mir
sicher bin, dass es keiner sieht, zahle ich sechs Münzen. Vor so einer Stadtwache habe ich dann doch
Angst. Von den bezahlten Münzen steckt er sich beim Weggehen zwei ein.
Beim Phex! Was für eine Unverfrorenheit. Eigentlich gehört ihm die Unterhose bis zu den Ohren
gezogen, doch jetzt gerade kann ich nicht handeln, zu viele Augen sind auf uns gerichtet und die
anderen würden sehen, dass ich trotz Protest und großen Tönen am Ende doch bezahlt habe.
Aber den Rotschopf mit dem Schnauzbart vergesse ich nicht. Man sieht sich immer zwei mal und bis
morgen bin ich nur einen Bollenflug entfernt von Dir, Früchtchen. Für dich lasse ich mir was ganz
Besonderes einfallen. Einen Tancred Sandoval zieht niemand einfach so über den Tisch, so wahr mir
Phex helfe.
Wütend schließe ich zu den anderen auf, auch Cyrill wollte sich nichts von den Wachen gefallen lassen,
und gemeinsam betreten wir die Gute Stube, wo wir eine unruhige und von Albträumen durchzogene
Nacht verbringen. Immer wieder erscheinen uns allen Bilder von der Dämonenbrache und dem dunklen
Turm.
Am nächsten Morgen sitzt Baltusius am Tisch. Er hat sich nicht lumpen lassen und ordentlich
aufgefahren. Trifft sich bestens, nach dieser anstregenden Reise und unruhigen Nacht haben wir alle
Hunger wie die Oger.
Er berichtet, dass Artor von der Marsch, der tapfere Hauptmann, seine Lena ehelichen wird. Mögen
Mokoschka und Phex ihnen nur Gutes bringen. Zu dieser Festlichkeit im kommenden Frühjahr lädt er
uns ein.
Im Gegenzug erzählen wir ihm alles von der Dämonenbrache.
Darauf berichtet er von den Achaz, den Echsenmenschen, die mächtige Kristallomanten hervorbringen
und im Süden leben.
Die Themen spinnen sich weiter und es geht irgendwann um das Liebliche Feld, Reinkarnation und den
„Götterfunken“. Ich höre nur mit einem Ohr zu, da ich das Frühstück in mich hineinschaufle. Aber Cyrill
ist ganz aufmerksam. Ich denke er will immer noch wissen, wie es sein kann, dass der Heliod und er sich
so bekannt vorkommen.
Baltusius verabschiedet sich und wir machen uns bereit, um bald den Rest unseres Weges antreten zu
können.
Bevor wir weiter nach Havena reisen, will ich mich noch um meine Fehde mit dem Wachmann kümmern.
Ich vertröste die anderen und schneller als ein Maat aus Harben spucken kann, habe ich den
Aufenthaltsort ausfindig gemacht und den Name dieses ehrlosen Gesocks herausgefunden: Sigbert.
Für Sigbert erstehe ich im niedersten Etablissement Gratenfels’ eine Flasche des billigsten Fusels des
ganzen Kosch und versetze sie mit dem schlechtesten Pfeffer am Platz.
Von dort begebe ich mich zur Kaserne, unter falschen Vorwänden werde ich eingelassen und finde mich
am Bett des selig schlafenden Gisberts wieder.
Ich wecke ihn, er erschrickt, doch als ich ihm die Flasche als „Friedensangebot“ für die gestern am Tor
durch mein Handeln entstandenen Unannehmlichkeiten präsentiere, nimmt er an, trinkt einen
ordentlichen Schluck und bekommt daraufhin einen so kratzigen Hals, dass zwischen Husten und
Japsen kaum noch ein Wort zu verstehen ist.
Darauf habe ich gewartet. Er wird das Ziel eines Vocolimbos und von dieser Minute bis die
Praiosscheibe heute Abend untergeht, wird jeder Huster wie der donnernde Furz eines Brückentrolls mit
den fettesten Arschbacken alle Brückentrolle klingen. Meinerseits nicht gerade die erwachsenste Lösung
für diese Situation, aber es sollte ihm eine Lehre sein.
Mit rotem Kopf erreiche ich im Laufschritt meine Sippe und wir brechen auf. Während der Reise
analysiert Torgal einen der Handreifen der Sklaven und das Teil scheint dämonisch beseelt. Ich würde
mir den Handreif anziehen, recht neugierig bin ich ja schon. Aber als ich den strafenden Blick Janus’
sehe, tue ich so als hätte ich was im Schuh und lasse mich zurückfallen.
Nach sechs Tagen schwierigem Wetter kommen wir in Inversborg an, einer kleinen thorwalschen
Siedlung kurz vor Havena, die man über einen verschlungenen Pfad erreicht.
In der Taverne, die aus einem umgedrehten Schiff gebaut wurde, essen wir verwesten Fisch, den Amalia
scheinbar nicht so gut verträgt und eine grüne Grütze. Die Thorwaler gefallen mir, man nimmt sich
einfach Bier und muss nichts dafür zahlen. Alle sind gesellig und nachdem wir unsere Abenteuer zum
Besten gegeben haben, werden wir in ihren Reihen aufgenommen. Ein Skalde rezitiert „Das Brautschiff“
und als dann auch noch einer der Thorwaler um das Namensrecht seines Kindes gegen dessen Mutter,
seine eigene Frau, kämpfen muss und unterliegt, ist der Abend für mich perfekt. Ausgezeichnete
Gastgeber, so kann die Reise weitergehen.
In Felle eingewickelt nächtigen wir in der Taverne. Der nächste Morgen ist bitterkalt, überall im Hafen
treiben Eisschollen und nach dem Ablegen dämmert mir langsam, dass ich scheinbar was arbeiten muss
auf dem Schiff. Also bitte: Erst zum Feiern nach Hause einladen und dann anpacken lassen. So haben
wir es gern … aber nicht mit mir. Ich stelle mich einfach dumm an, dann lassen sie sicher von mir ab.
Nachdem der erste Sturm überwunden ist und mir noch etwas flau im Magen, kommen wir auf halber
Strecke in Salzerhaven an.
Dort befinden wir uns gerade und statten uns für die rauhe Witterung im Nordosten Aventuriens aus.