Session 13 – Verwünscht

Session 13 – Verwünscht

Session # 13 – Punkte des Schicksals

Wir sind auf dem Weg, um die restlichen Zutaten für das Zauberelixier zu sammeln, das Tsabine den Namen ihrer wahren Liebe im Traum zeigen soll, welche passenderweise der dunkle Prinz ist.
Das Wetter ist immer noch so kalt wie in der Grimmfrostöde und matschiger Schnee bedeckt den Großteil der Landschaft.

Als nächste Zutat, die es zu besorgen gilt, steht das “Moos vom Stein der Seufzerbrücke” an. Ein paar Fetzen davon sollten reichen.
Also machen wir uns auf den Weg dorthin. Unterwegs versuche ich noch ein bisschen Bosparano zu lernen, aber 1. kann ich im Gehen einfach schlecht lesen, da ich permanent vom Weg abkomme und ins Gestrüpp laufe und 2. dauert es auch nicht lange bis wir die Brücke erblicken.

Zu unserem Entsetzen ist diese so ziemlich moosfrei. Der Grund dafür begrüßt uns, indem er uns als mickrige Wesen verhöhnt. Sein Name ist Kramumpf, Sohn des Krumatsch. Das hervorstechendste Merkmal seiner Erscheinung ist die Größe – und seine Höflichkeit. Kramumpf ist ein Troll, der es sich an und unter der Brücke gemütlich gemacht hat.
Als wir ihm unser Anliegen vortragen, erklärt er uns in gebrochenem Garethi und mit dröhnender Stimme, dass er das Moos abgepflückt hätte, um damit seine Pfeife zu stopfen.
Ich nehme mal an, dass seine Pfeife eher aussieht wie der Kamin eines Hauses und spätestens dann kann man sich auch vorstellen, dass er wirklich die ganze Brücke absammeln musste, um eine Pfeifenladung zu bekommen. Bei Phex, was machen wir jetzt?

Janus fühlt sich verbunden, denn er raucht ja ab und zu auch mal einen … ähm … eine Pfeife mit gutem Kraut … das tolle Träume beschert, wie ich selbst schon feststellen durfte. Jedenfalls bietet er ihm einen Tausch an: Sein Kraut gegen ein paar Brocken Moos.
Doch Kramumpf winkt ab. Das sei viiiiiel zu wenig. Aber gegen eine paar Süßigkeiten hätte er nichts einzuwenden. Jetzt überlegen wir fieberhaft, was wir noch dabei haben. Die Kekse von Nella: Fehlanzeige. Die sind allesamt an den Kobold gegangen. Kaukau-Pulver: Fehlanzeige. Davon ist gerade noch eine Portion übrig. Und außerdem drückt der Troll bestimmt eine ganze Kuh aus, um sich das Getränk mit Milch anzurühren. Bei Peraines Napfkuchen, die Süßigkeiten für so einen Koloss müssen erst noch erfunden werden.

Da fällt mein Blick auf einen morschen Baumstamm hinter uns und der grinsende Phex sendet mir eine Eingebung. Ich signalisiere den Anderen, dass sie den Troll kurz ablenken sollen, begebe mich zu dem morschen Klotz und verdecke mit meinem Rücken, dass ich zwei Illusionen zaubere: Die Erste lässt den Klotz wie eine riesige Honigwabe aussehen, die Zweite verleiht ihm den süßen Geschmack. Schnell ist der bröselnde Stumpf in meinem Rucksack verstaut.

Mit jovialer Geste gehe ich wieder zur Gruppe und präsentiere dem Troll meinen Rucksack, den ich theatralisch vor ihm abstelle. Während ich die Vorzüge des “Koscher Harthonigs” anpreise, ziehe ich den morschen Holzklotz hervor und tue so, als wären die herabfallenden Teile tropfender Honig, der möglichst nicht meine Robe versauen soll.

Dem Troll läuft bereits das Wasser im Mund zusammen und er greift begierig nach dem riesigen Stück Koscher Harthonig, welches ich ihm anbiete. Gegen einen Batzen Moos kommen wir ins Geschäft.
Meine Begleiter schauen ebenfalls verdutzt und bevor irgendetwas schief gehen kann, bringe ich alle dazu den Ort dieses Betruges unverzüglich zu verlassen.

Kramumpf ist zufrieden und beim letzten Blick über die Schulter schmatzt er genüsslich vor sich hin. Er hat sich zwar freundlich verabschiedet und gebeten, dass wir wieder kommen, um ihm derlei Schmackhaftes zu bringen, aber ich bin mir nicht so sicher, ob ich ihm noch mal begegnen will. Mein Zauber hält gut eine Viertelstunde, hat er das Ding in der Zeit vertilgt, könnten wir es noch mal wagen zu ihm zu gehen, aber wenn sich die Honigtropfen, die ihm das Maul hinablaufen, in Holzspäne verwandeln kommt er mir vielleicht auf die Schliche.

Na was soll’s, diese Herausforderung habe ich hervorragend gemeistert. Gerade als ich so richtig zufrieden mit mir bin, trifft mich Janus strafender Blick, der vor Rechtschaffenheit und Aufrichtigkeit nur so strotzt. Er macht ein Gesicht als sei er Praios’ Strafgericht persönlich. Die anschließende Belehrung warum es nicht in Ordnung ist Trolle zu verarschen, erspare ich dem geneigten Leser dieser Zeilen.

Nächste Zutat!

Wasser aus dem Sehnsuchtsfall.

Ein aufgespießter Kopf auf einem Stock ist das erste was uns auf dem letzten Stück zum Wasserfall begegnet. In der Ferne erspähe ich etwas das Blut sein könnte auf einem großen Stein und überall gibt es Möglichkeiten für einen Hinterhalt. Mir gefällt die Sache nicht und nehme daher meinen gewohnten Platz am Ende der Gruppe ein. Dieses Prinzip, immer das Schlusslicht zu bilden, sollte ich überdenken. Aber dazu gleich mehr.

Garalor und Lafadiel schlagen sich ins Dickicht, um sich parallel zu uns gedeckt bewegen zu können und etwaigen Feinden in die Flanke zu fallen. Nach ein paar Schritten entdecken wir abgedeckte Schlafgruben am Wegesrand, doch niemand ist darin noch in der Umgebung irgendwer zu entdecken.

Also geht es weiter zum tosenden Wasserfall. Ein beeindruckendes Naturschauspiel. Beeindruckend ist auch was Garalor macht. Er leert nämlich zwei Flaschen Premer Feuer aus, um damit das wichtige Wasser aufzufangen. Ich entreiße ihm eine und nehme einen letzten Schluck. Ahhh, das tut gut. Ich reiße mich seit meinem Gespräch mit der Muhme in Gratenfels schon sehr zusammen mit der Trinkerei, aber einfach wegkippen ohne das gute Gesöff zu würdigen muss wirklich nicht sein. In meinem Bauch wird es warm und Garalor macht sich an das gefährliche Unterfangen das Wasser aufzufangen.

Geschickt balanciert er über Steine und Vorsprünge, über den Fels, verschwindet dann aus unserer Sicht hinter dem undurchsichtigen Vorhang aus stürzendem Wasser. Nach einiger Zeit erscheint er wieder, doch nicht wie man es erwarten würde, ganz normal auf dem Felsen laufend, nein, er bewegt sich zwar vorwärts, doch mit dem Rücken voran und seine Füße sehen aus als wollten sie seinen Körper in die andere Richtung tragen. Was für ein Schauspiel! Solcherlei habe ich noch nie gesehen, ein wahrer Akrobat! Das ist ein gebührendes Kunststückchen für das erfolgreiche Befüllen der Flaschen. Dafür brauchen wir einen Namen.
Ich werde es in Zukunft als “Madamalsgang” bezeichnen, wenn ich Leuten davon erzähle: Das Kunststück welches unter den stürzenden Fluten des Sehnsuchtsfalles uraufgeführt wurde, jener Wasserfall dessen steilen Abgrund sich unglücklich Verliebte hinabstürzen und wenn sie den Fall überleben, so sagt die Legende, werde ihre Liebe endlich erwidert.
Tja … da schreibt sich die Moderation ganz von selbst.

Wir wenden uns ab, um zu gehen und der nächsten Zutat hinterherzujagen, als wir bei einem der großen Steine fünf Schemen erkennen. Zwei treten hervor, es handelt sich um einen riesigen Schwarzpelz mit seinem Kriegshund. Mir wird mulmig, diese Situationen gehen nie gut aus, habe ich in den letzten Wochen gelernt.
Der Ork spricht akzentfreies Garethi und verlangt einen Zoll, weil wir in ihr Gebiet eingedrungen sind. Janus lässt deeskalierend die Waffen sinken und Cyrill antwortet auf diese Forderung auf Orkisch.
Na das ist mal eine Entwicklung! Vielleicht geht es auch kampflos, aber ich nehme meinen Platz am hinteren Ende unserer Gruppe vorsichtshalber doch ein. Dabei lande ich hinter Cyrill und Janus, die mit dem Ork sprechen und neben Amalia. Von Garalor und Lafadiel fehlt jede Spur. Wo sind die beiden? Haben sie sich wieder versteckt, um sich anzupirschen?

Cyrill, der schlechter Garethi spricht als der Ork, findet scheinbar die richtigen Worte, um ihn einzuschüchtern. Ein kurzes Flackern der Augen, zeigt, dass er nicht ganz so selbstsicher ist wie gedacht. Wobei ich mich nicht darauf verlassen würde, die einhändig geführte Zweihandaxt mahnt zur Vorsicht. Und mit dem bellenden Kriegshund neben ihm, ist auch nicht zu spaßen.

Wie aus dem Nichts erscheint ein schreiender Garalor aus dem Gebüsch und rammt seinen Speer in den Kriegshund, wie die Puten über dem Feuer beim Honinger Bardentreffen. Oh heiliger Dämonenarsch, jetzt geht es doch wieder los!
Dem Ork scheint der Arm schwer zu werden als er versucht seine Waffe zu heben, das war sicher Lafadiels Zauberwerk.

Gerade als ich mich bereit mache, um einen Leuchtpanzer auf meine Gefährten zu sprechen, trifft mich ein mörderischer Schlag in den Rücken und einer auf den Schädel. Heldenhaft halte ich den Einschlägen stand, drehe mich um und verletze den Ork mit meinem Stab schwer am Ohrläppchen. Dann gehe ich vom Schmerz betäubt zu Boden, Sterne kreisen vor meinen Augen und verschwommen sehe ich Amalia, die über mir steht und wie ein Drache gegen den Ork kämpft. Den Bogen in der einen Hand, den Säbel in der anderen dringt sie auf einen der Gegner ein, die sich von hinten genähert hatten als wir alle mit ihrem Anführer beschäftigt waren.

Das war es, das ist das Ende! Meine Kräfte schwinden. Boron ruft mich in seine Hallen, laut höre ich ihn rufen: “Shinxir!”.
Auf der anderen Seite neben mir erkenne ich durch den Schleier aus Schmerz, der sich über meine Sicht gelegt hat, Cyrill. Ich sehe ihn sogar zwei mal, wie er da steht mit dem Schild in den Boden gerammt. Meine Sinne spielen mir schon Streiche.

Wisst ihr nun, warum es keine gute Idee ist immer hinten zu gehen?

Doch die Einsicht kommt zu spät. Golgari ist sicher schon auf dem Weg, um meine Seele ins Totenreich zu bringen!

Ein Glück ist mein Freund, Eure Hoheit Janus dabei. Er wird mich bestatten, mein Grab weihen, auf dass meine Seele Ruhe findet und wir uns eines Tages in Borons Reich wiedervereinen, um dort die Abenteuer der Gelben Knöpfe weiterzuführen. Sicherlich wird sich die Gruppe nach meinem Ableben auflösen, denn den Verlust einer so entscheidenden Figur würde keine Gemeinschaft überstehen ohne daran zu zerbrechen.

Mit letzter Kraft schreie ich verzweifelt um Hilfe. Meine eigene Stimme höre ich schon nur noch gedämpft.

Der Kampf um mich herum wird hart geführt, der Anführer der Orks segnet das Zeitliche und seinen daraufhin flüchtenden Mitstreitern wird keine Gnade gewehrt. Alle Orks werden zur Strecke gebracht.

Ein wohliges Gefühl breitet sich auf meinem Rücken aus. Das ist es nun, ich fahre in Borons Hallen!

Moment mal? Es passiert sonst gar nix.

Sanft werde ich auf den Rücken gedreht und blicke in Lafadiels Gesicht. Sie hat meine Wunden geheilt! Ich lebe noch!

Jetzt merke ich, dass der Schleier über meiner Sicht und die gedämpften Geräusche gar nicht meinem herrannahenden Tod geschuldet waren. Beim zu Boden gehen hat sich scheinbar meine Robe über meinen Kopf gelegt und mir die Ohren verdeckt und den restlichen Schnee, der mir die Sicht nahm, wische ich mir aus den Augen.

Hoppla, das ist ja noch mal gut gegangen. Ich rapple mich auf und danke Lafadiel von ganzem Herzen.
Niemals dürfen meine Mitstreiter erfahren was ich in den vorangegangenen Momenten dachte. Wie peinlich.

Über dem Schlachtfeld kehrt Ruhe ein. Knirschende Stiefel im Schnee und schnelles, tiefes Atmen sind die einzigen Geräusche die man vernimmt, als wir uns alle sammeln.

Die Stille wird von einem markerschütternden Schrei eines Neugeborenen zerschnitten. Ich halte mir schnell den Mund zu, weil ich denke, dass es eine Reaktion meines Körpers auf das Trauma der Schlacht ist und der Schrei von mir ausgeht. Ich habe halt mal ein hohes Stimmchen, wenn ich mich fürchte.

Doch ich komme schnell zu dem Schluss, dass mit mir wieder alles in Ordnung ist. Lafadiel hat ganze Arbeit geleistet.

Scheinbar ist es wirklich ein Säugling der von irgendwoher schreit und vielleicht haben wir gerade seine ganze Familie ausgelöscht. Mögen die Götter nun bitte ihre Augen schließen.

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