Session 18 – Rückkehr zum schwarzen Turm

Session 18 – Rückkehr zum schwarzen Turm

Session # 18 – Rast in Gareth, Aufbruch in die Brache
Während Lafadiel und ich hier im Wirtshaus saßen, uns die Zeit vertrieben und darauf warteten dem
ominösen Elben aus dem Freudenhaus noch einmal einen Besuch abzustatten, gerieten Janus und
Cyrill auf ihrem Weg zum Monolithen in eine Prozession des Praios.
Der Oberste – also so richtig der Oberste, der Bote des Lichts nämlich – schien sehr viel Ähnlichkeit
mit Cyrills Centurio aus der 2. Legion Shinxira zu haben. Umgekehrt schien auch Cyrill einiges an
Irritation hervorzurufen als ihn der Oberste erblickte, sodass der ganze Zug ungeplant kurz zum
Stehen kam.
Ein niederer Geweihter eilte heran und überbrachte meinen beiden Freunden die Nachricht, dass
sie sich zur Abendstunde beim Heliodan im Sonnentempel zur Audienz einfinden sollten.
Als der Zug die beiden verwundert zurücklässt, setzen sie ihren Weg zum eigentlichen Ziel fort und
erreichen den Monolithen in einem sehr alten Teil des Boronangers. Das Ding muss um die 12
Meter haben und ist von oben bis unten mit Namen versehen.
Ha! Da stelle ich mir die beiden schön vor: Mitten in der Sonne, schwer gerüstet wie immer, werden
sie gebraten, während sie sich ächzend hinknien oder strecken, um die halb zerbröckelten
Inschriften zu entziffern.
Dieses Schauspiel findet wohl auch ein weiterer Borongeweihter in schwarz-silberner Robe witzig,
denn er beobachtet sie mit dem für Borongeweihte eigenen Humor. Also von außen nicht
erkennbar.
Der Geweihte stellt sich als perfekter Ansprechpartner heraus: Seine Lebensaufgabe scheint es zu
sein alle Toten die auf dem Friedhof liegen in ein Buch einzutragen … warum? Ist das dieser
Humor? So was macht doch niemand freiwillig!
Jedenfalls führt er sie zum Boronschrein in seine Studierstube wo das dickste, handgeschriebene
Buch von ganz Dere liegen muss. Dort suchen sie nach den Namen, die Cyrill bekannt sind, und
natürlich nach seinem eigenen. Nach etwas hin- und herblättern finden sie den Namen von Cyrills
Kamerad Vitran und daneben den Eintrag “Gefallen in der Schlacht an den Silkwiesen”. Cyrill ist von
Vitrans Schicksal getroffen, obwohl ihm als Legionär klar ist, dass es das wahrscheinlichste Ende
eines jeden Soldaten ist.
Doch hätte er sich für seinen guten Freund gewünscht, dass er heil aus der Schlacht nach Hause
zurückkehrt und am Ende des langen Heimwegs den Feldweg entlangläuft, der zu seinem Gehöft
führt, seine Frau und seinen Sohn dort erblickt, während er langsam durch das große Weizenfeld
auf sie zumarschiert und die Hand durch die Ähren streichen lässt … ich schweife ab.
Beim Centurio der frappierende Ähnlichkeit mit dem Boten des Lichts hat, steht nur “Vermisst”
neben dem Namen. Und bei Cyrill steht “Vermisst / Fahnenflucht”. Der Eintrag “Fahnenflucht” neben
Cyrills Lebenslauf wird gestrichen. Macht sich ja auch schlecht wenn der nächste Arbeitgeber die
Unterlagen bei der Bewerbung einfordert. Als ob er nicht so schon eine Lücke von über tausend
Jahren plausibel zu erklären hätte.
So viel zu den beiden.
Garalor und Amalia wollen zur Alchemistengilde, um die in der Hexenfestung gefundenen
Zaubertränke analysieren zu lassen. Mir fällt ein, dass ich einen Gelben von dort mitgenommen
habe und schließe mich an. Lafadiel kommt ebenfalls mit.
Nach der Analyse, die aber erst am nächsten Tag abgeschlossen sein wird, stellt sich heraus, dass
es wohl Heiltränke sind. Mein gelber Trank hat jedoch einen besonderen Kniff. Er heilt zunächst,
vergiftet dann aber und führt langsam zum Tod. Muss ich mir merken, dass das Gesöff das kann.
Die beiden wollen auch die gefunden Edelsteine und den stinkenden Schmuck der Orks los werden.
Ein Glück haben sie mich dabei. Das mit dem Rabenring in Angbar wäre ohne mich ja ein absolutes
Debakel geworden.
Ich erinnere mich dunkel an einen Juwelier von meinen früheren Besuchen hier. Im entsprechenden
Viertel fragen wir ein bisschen rum und werden dann fündig. Die Auslage im Schaufenster sieht
schon mal gut aus. Als wir eintreten steht ein Jüngling hinterm Tresen. Ich raunze ihn erst mal ein
bisschen an, um zu sehen, ob er einen Erwachsenen holt und aus welchem Holz er geschnitzt ist.
Phex ist mir hold und es kommt niemand, um ihm zu helfen und hinter der geschäftsmännischen

Fassade spüre ich Unsicherheit. Das wird ein Fest!
Nachdem ich ihm den dicksten Bären östlich des Kosch aufgebunden habe woher die Steine
stammen und wer sie bearbeitet hat, schaut der Junge mit zitternden Fingern durch sein
Vergrößerungsglas. Ich lasse den Stein kurz aufleuchten und am Ende gibt er uns 24 Dukaten für
alles. Stolz berichtet er, dass sein Vater ihm das Geschäft für den Zeitraum einer kurzen Erledigung
übergeben hat und er ihm jetzt ein erfolgreich abgeschlossenes und gutes Geschäft vorzuweisen
hätte. Wenn er nachher windelweich gedroschen wird, weil die Edelsteine und der Ring höchstens
12 Dukaten wert waren, kann er immerhin für sich verbuchen, dass er den Orkschmuck abgelehnt
hat. Wenn also in den nächsten Tagen ein wütender Rabe an meinem Umhang zwickt, weiß ich,
dass es der Junge ist, der sich den Ring angezogen hat. Phex sei mit ihm. Wenn ich an meine
ersten Geschäfte denke … sagen wir es so: Ich habe mehr als einmal den Latrinenwagen schrubben
dürfen, weil ich zu teuer ein- und zu günstig verkauft habe.
Von Amalia bekomme ich fünf Dukaten für meinen Verkauf, also 20% Provision und ein kleines
Trinkgeld. Die Dame weiß was sich gehört.
Bei einem verwirrten Kuriositätenhändler verscherbeln wir das Geschmeide der Orks für zwei Silber,
was schon viel zu viel ist und begeben uns wieder Richtung Gasthaus. Unterwegs machen wir einen
kurzen Umweg zum Freudenhaus, welches übrigens “16 Ministerinnen” heißt, entscheiden uns aber
beim ursprünglichen Plan zu bleiben und den Elben nach seiner Schicht abzupassen.
Bevor ich die dortigen Erlebnisse aufschreibe, brauche ich aber noch ein alkoholisches Getränk.
*gulp*
Währenddessen sind Cyrill und Janus am Praiostempel angelangt. Sie werden in ein Zimmer
geführt und die Wachen lassen sie nicht so wirklich aus den Augen. Scheinbar hat das
Wiedererkennen Cyrills beim Boten des Lichts nicht nur positive Assoziationen geweckt. Der
Heliodan erscheint nach einer angemessenen Wartezeit mit seiner gesamten Entourage und findet
Cyrills Lebensgeschichte scheinbar nicht ganz so lustig und sein Aussehen noch weniger.
Wahrscheinlich gut, dass er Janus dabei hatte. Jedenfalls sollen wir in Gareth bleiben, bis er sich
bei uns meldet. Na toll. Normalerweise bin ich derjenige, der die ganze Sippe in Schwierigkeiten
bringt.
Abends sitzen wir alle zusammen im Gasthaus und erzählen uns was wir so den Tag über erlebt
haben. Die Stimmung wird lockerer, ich bestelle ein paar Runden Bier und feiere damit meine
Provision und ehre dabei natürlich noch Phex. Lafadiel dreht komplett durch für ihre Verhältnisse
und trinkt ebenfalls ein Bier. Scheinbar hat es aber nicht die selbe Wirkung wie auf uns, die wir
ausgelassen werden, sondern sie wird eher aggressiv.
So ergibt eins das andere und wir beschließen jetzt schon zum “16 Ministerinnen” zu gehen, die
Wirtin bezeichnet Lafadiel noch als eine Schlampe, Lafadiel ruft deren Mann beim Hinausgehen
etwas unpassendes zu, was ihr auf keinen Fall ein angeheiterter norbardischer Scharlatan
vorgesagt hat und findet, dass der Begriff “Schlampe”, zumindest so wie ich ihn ihr erkläre, ganz gut
zu ihr passt. Ich sollte als Psychotherapeut oder Immigrationsbeauftragter für fremde Völker
arbeiten.
Am 16 Ministerinnen angelangt ist mein Plan eigentlich hineinzugehen, den Elben zu buchen und
dann zu überreden noch mal mit Lafadiel zu reden. Der Alkoholpegel unserer Gruppe (alle bis auf
Janus sind mitgekommen) macht mir aber einen Strich durch die Rechnung. Gerade Cyrill sieht mit
seinen glasigen Augen und seinem roten Kopf aus als hätte er heute Abend Großes vor. Lafadiel
verzaubert den Türsteher kurzerhand, der sie eigentlich nicht hineinlassen will und so betreten wir
das Haus der Freude.
Und nun liebe Leser, beginnt das Unglaubliche. Das 16 Ministerinnen ist quasi eine Reminiszenz an
die kaiserlichen Geschwister Cella und Bardo. Wer sich nicht daran erinnert, im Volksmund ist vom
Tag der Schande im Zusammenhang mit den beiden die Rede. 972 BF schlief Cella bei der großen
Audienz auf dem Thron ein und Bardo wurde kurz darauf nackt und auf allen Vieren von einer seiner
Ministerinnen in den Thronsaal geritten. Nun sollte klar sein wohin die Reise geht.
Die Kultur- und die Kriegsministerin haben gerade Zeit für eine Audienz. Ihr wisst was damit gemeint
ist. Cyrill, ganz im Geiste seiner Profession, zahlt zwei Dukaten und sichert sich eine Stunde bei der
Kriegsministerin. Was dort geschehen ist, soll er euch selbst erzählen, aber wenn ich jetzt mal so
rüberschaue, läuft er leicht breitbeinig und hat immer noch ein selbstzufriedenes Grinsen auf dem

Gesicht.
Auf unsere Frage nach dem Elben wird mit den Augen gerollt. Der “Martermeister” habe erst später
Zeit. Der Martermeister? Bitte was? Also wenn das mit Elben passiert, die das Lied nicht mehr
hören, dann sollten wir schichtweise Lieder flöten, um Lafadiel das Schicksal zu ersparen.
Die Unterhaltungsministerin … ähm … unterhält uns zwischenzeitlich und irgendwann hat der
Martermeister tatsächlich Zeit. Ich gehe mit Lafadiel hin, was uns einige belustigte Grinser der
Gäste und Bediensteten einbringt. Sollen sie nur, ich bin hier im Begriff etwas Gutes zu tun.
Nachdem wir bei der Staatssekretärin für Finanzen oder wen auch immer die Dame in diesem
Nachbau eines gescheiterten Staats darstellen soll, unseren Obulus abgedrückt und im Gegenzug
das geheime Wort genannt bekommen haben, betreten wir die Räumlichkeiten des Martermeisters.
Vorsichtshalber schreie ich drei mal “Blumenkohl” nachdem ich seine Kammer des Schreckens
betreten habe. Der beflissene Bedienstete hält dies wohl für einen Witz und ehe ich es mich versehe
bin ich schon an einem Handgelenk gefesselt.
Der Elb ist in wirklich schlechter Verfassung und nachdem er sich standesgemäß vorgestellt hat,
wird ihm schnell klar wen er vor sich hat. Sichtlich genervt reißt er seine Maske runter und im
aufkommenden Gespräch wird schnell klar, dass er weder Lafadiel helfen kann, noch wir ihm und
seine Liason mit der “Justizministerin” besiegelt wohl sein Schicksal.
Ihm fällt dann aber doch noch ein, dass es in Gareth einen elbischen Instrumentenbauer gibt, den
wir aufsuchen könnten.
Währenddessen versucht die Unterhaltungsministerin Amalia und Garalor zu animieren, die beiden
Kreuzerfuchser trinken aber nur Wasser und rücken keinen Heller raus.
So verlassen wir dann das Etablissement und kommen wieder zum Gasthaus. Janus erhielt in der
Zwischenzeit Nachricht vom Boten des Lichts. Praios habe seine Aufmerksamkeit auf uns gerichtet
und wir sollen unter allen Umständen unsere Aufgabe erfüllen. Ich schätze mal das heißt Abmarsch
zur Dämonenbrache und das möglichst schnell. Und gut für Praios, dass er genau heute Nacht als
wir im 16 Ministerinnen waren auf uns geschaut hat. Hoffentlich hat er bei Cyrill nicht so genau
hingeschaut.
Am nächsten Tag fahren Amalia und Garalor per Kutsche zur Alchemistengilde, um die Tränke
wieder abzuholen, Cyrill und Janus besorgen Ausrüstung für unseren Auftrag und Lafadiel und ich
fahren mit dem guten Felix und meinem Karren zum Instrumentenbauer.
Dieser scheint schon eher das zu sein wonach Lafadiel suchte. Er ist Waldelf, stammt ursprünglich
von den Salamandersteinen und hat sich hier in eine Menschenfrau verliebt und ihren Sohn
adoptiert. Nach einer kurzen Unterredung gibt er ihr eine Flöte als Geschenk und weil ich seinem
Sohn mit einem magischen Funkenflug eine Freude bereitet habe, bekomme ich eine …
Kinderharfe. Spitze.
Zurück am Gasthaus (der Mann der Wirtin ist übrigens nirgends zu sehen) verteilt Janus Proviant
und Ausrüstung. Wir brechen Richtung Dämonenbrache auf. Auf der Reichsstraße ist sehr viel los,
viele Händler sind mit Wachen unterwegs. Man hört Geschichten von umherstreunendem
Dämonengezücht, der Grund dafür ist aber unbekannt.
In Silkwiesen übernachten wir, an dem Ort an dem sich unsere Wege vor einigen Monaten zum
ersten mal kreuzten. Volle Freude darüber verteile ich bei den Anwesenden gelbe Knöpfe und
kündige an, dass WIR uns um die Dämonenplage kümmern werden.
Am nächsten Morgen brechen wir auf und als wir die Dämonenbrache erreichen kommt Apolda auf
ihrem Besen mit ihrem Kater Tsabix angeflogen. Sie berichtet ebenfalls von ungewöhnlich viel
Aktivität in den Sümpfen. Ihre Theorie ist, dass ein Nachtalb erweckt wurde.
Vor uns scheint schon eine Gruppe Thorwaler in Richtung Turm aufgebrochen zu sein. Auch wir
machen uns nun auf den Weg dorthin. Zum Abschied gebe ich ihr siegessicher einen der gelben
Knöpfe. Sie bedankt sich überraschenderweise aufrichtig und energisch und will sich irgendwann
mal mit mir treffen. Ha … wer hätte das gedacht.
Auf dem gesamten Weg fällt auf, dass der Boden viel wärmer ist als er um diese Jahreszeit sein
dürfte. Es schneit zwar, aber der Schnee schmilzt sofort und Insekten schwirren umher die bei
diesem kalten Wetter eigentlich erfrieren müssten.

Wir passieren die schwarze Klaue, bei der damals unser erster Kampf gegen einen Trupp Untote
stattgefunden hat. Während wir so vorbeilaufen und ich in Erinnerungen schwelge, hört man
plötzlich von vorne eine weibliche Stimme die ruft: “Bei Swafnir! Haltet Stand!”

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